Heißausbildung am Twente Safety Campus
In der heutigen Zeit sind kritische Wohnungsbrände – unter anderem durch vorbeugende Maßnahmen wie Heimrauchmelder – seltener geworden. Doch nach wie vor zählen diese zum Aufgabengebiet der Feuerwehr und fordern uns stetig heraus. Besonders Atemschutzgeräteträger, die in die brennende Wohnung vorgehen, stellen sich einer großen Herausforderung: Starke Hitze, schlechte bis keine Sichtverhältnisse durch dichten Rauch sowie eine hohe physische und psychische Beanspruchung zählen dazu.
Um unsere Atemschutzgeräteträger auf solche Situationen vorzubereiten, durfte die Feuerwehr Steinfurt an insgesamt drei Terminen den Twente Safety Campus besuchen, um an einer sogenannten Realbrandausbildung teilnehmen. An mehreren Stationen wurden alle Teilnehmenden theoretisch sowie praktisch darin geschult, sich sicher und effektiv in realitätsnahen Einsatzsituationen zu bewegen und die Brandbekämpfung unter realen Bedingungen durchzuführen.
Brand- und Rauchverhalten
Um besser zu verstehen, wie sich ein Brand und der entstehende Brandrauch verhalten, begaben sich alle Teilnehmenden in den Brandentwicklungs-Container. Im hinteren Teil des Containers wurden Holzpaletten angezündet. Es zeigte sich eindrucksvoll, wie rasant eine Raumdurchzündung – also der Übergang eines kleinen Entstehungsbrandes in die Vollbrandphase – ablaufen kann.
Verbrennungen finden in Innenräumen üblicherweise nicht vollständig statt, sodass sich in der Rauchschicht ebenfalls noch brennbare Gase befinden. Entzünden sich diese, so kommt es zu einer sogenannten Rauchdurchzündung. Im Brandcontainer konnte wir solche Rauchdurchzündungen beobachten und ebenfalls die Frühanzeichen, wie Flammenzungen in der Rauchschicht, erkennen.
Weiterhin konnten wir sehen, wie bereits das Öffnen oder Schließen einer Türe die Brand-, Rauch- und Temperaturverhältnisse erheblich beeinflusst und welche Auswirkungen dies auf unser Vorgehen haben kann.
Umgang mit dem Strahlrohr
Nun wurde zwar verstanden, wie sich ein Brand verhält, doch für unsere Praxis blieben noch zahlreiche Fragen: Wie halte ich ein Strahlrohr richtig? Wie öffne ich eine Tür zu einem brennenden Raum? Wie gehe ich mit der Gefahr einer möglichen Rauchdurchzündung um?
Diese Fragen wurde an der nächsten Station geklärt: Der sogenannte Nozzle-Container, der am hinteren Ende mit einer Gasfackel ausgestattet ist. Die Flamme musste mit dem Strahlrohr kontrolliert eingefangen werden, um sich und seinen Trupppartner zu schützen. Dabei spielte das eingestellte Sprühbild eine entscheidende Rolle dafür, wie gut die Flamme abgewehrt werden konnte.
Einsatzübungen
An der letzten Station des Ausbildungsprogramms galt es nun, das Erlernte eigenständig in die Praxis umzusetzen. In einem mehrstöckigen Gebäude, das aus mehreren Containern zusammengebaut ist, wurde ein Feuer gemeldet. Die Personenlage im brennenden Objekt sei unklar.
In mehreren Trupps gingen wir vor, um die Einsatzlage abzuarbeiten – und trafen dabei auf stark verrauchte Flure, Hindernisse, mehrere Brände und auch auf Personen, die gerettet werden mussten. Dank der vorherigen Stationen war es uns möglich, die Gefahren noch besser einschätzen zu können.
Wichtigkeit der Heißausbildung
Die Branddynamik bei Wohnungsbränden hat sich im Vergleich zu früher deutlich verändert. Heutzutage sind immer mehr synthetische Möbel anzutreffen, die eine höhere Wärmefreisetzung und Rauchentwicklung aufweisen als Möbel aus natürlichen Materialien. Auch stärker gedämmte Räume fördern die Brandentwicklung und -intensität deutlich. Deshalb ist eine umfassende Schulung von Atemschutzgeräteträgern umso wichtiger geworden, um eine Menschenrettung und Brandbekämpfung unter Beachtung des Eigenschutzes effektiv durchführen zu können. Die regelmäßige Realbrandausbildung hat für die Feuerwehr Steinfurt einen hohen Stellenwert und wir bedanken uns hierfür ausdrücklich beim Twente Safety Campus.